subjektive Gesundheit von asiatischen Migrant*innen in Deutschland - Wie können wir im Migrationskontext gesund alt werden? Was hilft uns?
Liebes Netzwerk asiatischer Senior*innen,
Liebe Freunde und Interessierte,
die Corona-Pandemie hat unser Leben vielfältig verändert. Nach fast einem Jahr konnte GePGeMi die zweite Präsenzveranstaltung erst am 31.07.2021 realisieren. Wir haben Gäste aus Indonesien, Korea, Thailand und Vietnam empfangen. Besonders haben wir uns sehr darüber gefreut, dass unser Netzwerk trotz vieler Schwierigkeiten in der Corona-Zeit wieder ein Stück gewachsen ist.
Nach der Begrüßung hat Frau Jieun Park uns einen Überblick über kommende Veranstaltungen im Rahmen des Projekts „Werkstatt zur politischen Partizipation im Alter mit Migrationsgeschichte“ gegeben. Insbesondere werden wir am 21. August ein Sommerfest veranstalten, in dem wir uns zusammenkommen und über unsere Migrationsgeschichte austauschen. Außerdem haben wir ein Diskussionstraining organisiert, geleitet von Askold Hitzler, Master DaF: Kulturvermittlung; Magister NDL, Linguistik, Psychologie. Dieses Training findet online statt, immer von 15 bis 18 Uhr an drei Mittwochen: 08.09, 22.09 und 06.10.2021. Das Ziel des Trainings ist, „dass Ihnen andere zuhören und Sie sich in einem Gespräch wohlfühlen können, weil andere Sie als Person und Ihre Ideen ernst nehmen“ (A. Hitzler).
Anschließend hat Frau Chi Vu einen Vortrag zum Thema „subjektive Gesundheit von asiatischen Migrant*innen in Deutschland“ gehalten. In dem Vortrag wurde die Gesundheitszufriedenheit asiatischer Migrant*innen mit der der Deutschen verglichen. Anhand der sozio-ökonomischen Paneldaten (Kurz: SOEP) wurde aufgezeigt, dass asiatische Befragte im jüngeren Alter (von 16 bis 34 Jahren) zufriedener mit ihrer Gesundheit sind, wenn man sie mit gleichaltrigen deutschen Befragten vergleicht. Aber mit jedem Alter nimmt die Gesundheitszufriedenheit bei asiatischen Befragten schneller ab. (Hierbei wurde angemerkt, dass diese Ergebnisse aufgrund der geringen Fallzahl von asiatischen Befragten in SOEP nur mit Vorsicht zu genießen sind!)
Eigene Berechnung nach GSOEP_v36
Trotz aller statistischen Unsicherheiten sind die oben genannten Ergebnisse der erste Hinweis auf eine schnellere Abnahme der Gesundheitszufriedenheit bei asiatischen Migrant*innen mit zunehmendem Alter. Zur Erklärung dieses Phänomens reichen allgemeine Gründe wie benachteiligte Soziallage nicht aus. Zu spezifischen Gründen, die nur Menschen mit Migrationsgeschichte betreffen, haben die Teilnehmenden fruchtbare Beiträge geleistet, die grob in drei Gruppen geteilt werden können: biologische Faktoren, psychosoziale Faktoren (Verluste und soziale Isolierung, mangelnde Anerkennung und Diskriminierung) und Zugangsbarriere zu Gesundheitsversorgung (Schwellenangst, mangelnde Vertrauen an Ärzten bei psychischen Problemen, ablehnende Haltung ärztlichem Rat gegenüber).
Biologische Faktoren könnten durchaus auf die schnellere Abnahme der Gesundheitszufriedenheit bei asiatischen Migrant*innen beeinflussen. Die Frage, wie sich diese Faktoren konkret auf die Gesundheit auswirken, ist bisher noch unzureichend untersucht.
Psychosoziale Faktoren: Dazu gehören Verluste und soziale Isolierung. Menschen mit Migrationsgeschichte würden im Migrationskontext oft mit verschiedenen Verlusterlebnissen konfrontieren. Verlust von vertrauten Beziehungen und Lebensgewohnheiten (z.B. das Essen, die kulturelle Umgebung, das Wetter etc.), welcher das Heimweh hervorruft, oder die Nichtanerkennung von im Heimatland erworbenen Abschlüssen könnten als zusätzliche psychische Belastung gesehen werden, die u.U. zu depressiven Symptomen führen könnten. Außerdem würden Zugewanderten, insbesondere in der Ankunftsphase, soziale Isolierung erleben, weil sie sowohl im Berufs- als auch im Privatleben weniger Angelegenheiten hätten, im engen Kontakt mit Deutschen zu bleiben. Diese Isolierung könne im Ruhestand verstärkt werden, welche sich negativ auf das Wohlbefinden auswirke. Ein weiterer Faktor sei mangelnde Anerkennung/Akzeptanz der Mehrheitsgesellschaft, also das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, oder nicht zugehörig zu sein, könnte als zusätzliche Belastung für Menschen mit Migrationsgeschichte gesehen werden.
Zugangsbarriere zu Gesundheitsversorgung: Sprachbarriere, Schwellenangst und mangelnde Vertrauen an deutschen Ärzten bei psychischen Problemen wurden genannt. Darüber hinaus gab es die Vermutung, dass bei bestimmten Gruppen ärztlicher Rat nicht ernst genommen werden. Der Grund der ablehnenden Haltung ärztlichem Rat gegenüber könnte als eine Zugangsbarriere gesehen werden, die noch weiter eruiiert werden müsste.
Die Gründe für die schnellere Abnahme der Gesundheitszufriedenheit bei asiatischen Migrant*innen sind vielfältig. Die nächste Frage ist, was könnte man heute tun, um im Migrationskontext gesund alt zu werden!
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