Demenz ist eine ernste Krankheit, die viele Menschen betrifft, auch Menschen mit Migrationsgeschichte. Diese stehen jedoch oft vor besonderen Problemen. In unserer Info-Veranstaltung „Demenz und Migration“ am 13.09.2024 haben wir uns mit diesen Herausforderungen beschäftigt.
Probleme bei der Früherkennung von Demenz
Es ist oft schwer für Migrant*innen, Demenz früh zu erkennen. Ein großes Problem sind Sprachbarrieren. Viele Menschen können sich nur in ihrer Muttersprache gut ausdrücken, aber die Diagnose auf der Muttersprache ist nicht immer möglich. Dadurch kann es passieren, dass Symptome falsch verstanden werden oder die Krankheit erst spät erkannt wird. In einigen Kulturen wird Demenz außerdem mit Scham verbunden. Deshalb warten Betroffene oder ihre Familien oft zu lange, bevor sie medizinische Hilfe suchen.
Herausforderungen in der Pflege von Migrant*innen mit Demenz
Migrant*innen mit Demenz haben oft noch mehr Probleme als Menschen ohne Migrationshintergrund. Viele von ihnen leben in Deutschland ohne enge Verwandte oder ein starkes soziales Netzwerk. Das kann zu Einsamkeit führen, was die Krankheit noch verschlimmern kann. Außerdem wissen viele Migrant*innen in ihren Gemeinschaften wenig über Demenz und wie man damit umgehen sollte.
Erfolgreiche Unterstützungsprogramme für asiatische Migrant*innen
In der Veranstaltung haben wir auch erfolgreiche Programme für japanisch-sprachige Migrant*innen vorgestellt. Nozomi Spennemann, die Vorsitzende des Vereins DeJak Tomonokai e.V., erklärte, wie Japan mit Demenz umgeht. Dort gibt es seit 2005 Schulungen für die Bevölkerung, damit alle wissen, wie man Demenz früh erkennt und sich darauf vorbereitet. Bis 2025 erwartet Japan 7 Millionen Demenzkranke. Deswegen hat die Regierung viele Maßnahmen getroffen, um die Menschen zu unterstützen.
DeJak Tomonokai hat auch in Deutschland Angebote für ältere japanischsprachige Migrant*innen geschaffen. Dazu gehört der ehrenamtliche Besuchsdienst „Team Orange“, Begegnungsangebote und eine Telefonhotline gegen die Einsamkeit in Zusammenarbeit mit Silbernetz. Außerdem gibt es eine Vorsorgemappe auf Japanisch, die den Menschen hilft, sich auf das Alter in Deutschland vorzubereiten.
Aufklärung und Vorbeugung sind wichtig
In Deutschland wissen noch nicht viele Menschen genug über die Krankheit, vor allem in den Migrant*innen-Communities. Es ist wichtig, dass Senior*innen mit Migrationsgeschichte frühzeitig Informationen bekommen, um rechtzeitig medizinische Hilfe zu suchen und ihre sozialen Kontakte zu stärken.
Soziale Isolation ist ein großer Risikofaktor für Demenz. Senior*innen mit Migrationsgeschichte können vorbeugend etwas tun, indem sie ihre sozialen Kontakte pflegen oder neue knüpfen. Auch Bildung, körperliche Aktivität und der Umgang mit Depressionen können helfen, Demenz zu verhindern.
Die Info-Veranstaltung „Demenz und Migration“ hat gezeigt, wie wichtig es ist, kultursensible Ansätze in der Pflege von Demenzkranken zu entwickeln. Besonders asiatische Communities in Deutschland können von Programmen wie denen von DeJak Tomonokai profitieren. Es wäre wünschenswert, wenn solche Angebote auch für andere Communities verfügbar gemacht werden.
Das Gesundheitskollektiv Neukölln: Ein Modell für ganzheitliche Gesundheitsförderung
Nach dem ersten Vortrag wurde das Gesundheitskollektiv Neukölln vorgestellt. Diese Einrichtung fördert die Gesundheit von Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte. Das Besondere an diesem Gesundheitszentrum ist, dass es medizinische Versorgung und psychosoziale Angebote unter einem Dach vereint. Das bedeutet, dass Patient*innen hier nicht nur medizinisch behandelt werden, sondern auch Unterstützung bei seelischen und sozialen Problemen bekommen.
Das Gesundheitskollektiv Neukölln wurde im Jahr 2016 ins Leben gerufen, um besonders Menschen mit schwierigen Lebenssituationen zu helfen. Dazu gehören Patient*innen mit komplexen Gesundheitsproblemen sowie Menschen, die es schwer haben, Zugang zum Gesundheitssystem zu finden. Die Einrichtung bietet diesen Menschen eine Anlaufstelle, wo sie umfassend versorgt werden können.
Die Angebote des Gesundheitskollektivs werden auch in der mehrsprachigen Info-Broschüre „Altwerden in der Migration“ beschrieben, die von GePGeMi herausgegeben wird. Diese Broschüre wird zum Jahresende 2024 veröffentlicht und soll Migrant*innen dabei helfen, sich besser auf das Altern in Deutschland vorzubereiten.
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