Am Freitag, den 19. Februar 2025, fand die Info-Veranstaltung „Seniorenpolitik in Berlin – Was tut sie für Senior*innen mit Migrationsgeschichte?“ statt. Die Veranstaltung weckte großes Interesse bei Senior*innen mit Migrationsgeschichte sowie bei Akteur*innen der Seniorenpolitik und Altenhilfe. In den Räumlichkeiten von GePGeMi e.V. wurde ein wertvoller Austausch zwischen Senior*innen, Seniorenvertreter*innen und weiteren Beteiligten ermöglicht.
Einblick in den 9. Altersbericht der Bundesregierung

Zu Beginn stellte Jieun Park, Projektleiterin, den 9. Altersbericht der Bundesregierung mit dem Titel „Altwerden in Deutschland – Vielfalt der Lebenssituationen und Ungleichheit der Teilhabechancen“ vor.
Dieser Bericht zeigt, dass ältere Menschen in Deutschland sehr unterschiedliche Leben führen und nicht alle die gleichen Chancen haben, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Seit 1994 wird der Altersbericht ein Mal pro Legislaturperiode der Bundesregierung (also alle vier-fünf Jahre) veröffentlicht. Er hilft der Regierung, Maßnahmen zu planen, um das Leben älterer Menschen zu verbessern.
Ein zentraler Schwerpunkt des Altersberichts 2025 liegt auf der Vielfalt und der ungleichen Verteilung von Teilhabechancen.
Besonders wichtig ist, dass Rassismus-Erfahrungen älterer Migrant*innen deutlich benannt und beschrieben werden. Das ist ein großer Fortschritt. Die Expertise „Teilhabe, ältere Migrant*innen und Rassismuserfahrung“ von Dr. Min-Sung Kim, Vorstandsvorsitzender von GePGeMi e.V., hat dazu beigetragen, dieses Thema sichtbar zu machen. In seiner Analyse fasst er die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den praxisbezogenen Projekten von GePGeMi zusammen.
Ein herzliches Dankeschön an alle engagierten Senior*innen, die mit ihrer Mitwirkung diesen wichtigen Beitrag ermöglicht haben!
Seniorenpolitik in Berlin – Mitgestaltung und Mitwirkung

Im Anschluss erklärte Chi Vu, Projektkoordinatorin, die Seniorenpolitik in Berlin.
Seniorenpolitik ist die Politik für und mit der Generation 60plus. Das bedeutet: Es gibt Maßnahmen, um das Leben älterer Menschen zu verbessern. Diese Maßnahmen sollen aber nicht einfach über die Köpfe der Senior*innen hinweg entschieden werden. Ältere Menschen, auch mit Migrationsgeschichte, können mitgestalten.
Dafür gibt es drei Gremien:
Bezirkliche Seniorenvertretung (SV)
Landesseniorenvertretung (LSV)
Landesseniorenbeirat (LSBB)
Weitere Informationen dazu gibt es in diesem Erklärvideo.
Maßnahmen der Berliner Seniorenpolitik – Fehlen die Perspektiven von Senior*innen mit Migrationsgeschichte?

Ein wichtiger Punkt der Veranstaltung war die Frage: Welche Maßnahmen gibt es in Berlin für ältere Menschen mit Migrationsgeschichte? Dafür wurden die Leitlinien der Berliner Seniorenpolitik vorgestellt. Sie beschreiben, welche Ziele es gibt, wer sich um die Umsetzung kümmert und wie die Maßnahmen überprüft werden.
Dabei wurde deutlich, dass in den Maßnahmen 1 und 2 der Leitlinie 2 zwar Altersdiskriminierung thematisiert wird, rassistische Diskriminierung gegenüber Menschen mit Migrationsgeschichte jedoch nicht. Das zeigt: Die Perspektiven migrantischer Senior*innen werden an dieser Stelle nicht ausreichend berücksichtigt.
Strukturelle Veränderungen und Herausforderungen

Bis 2021 gab es in der Berliner Seniorenpolitik 17 Leitlinien. Eine davon beschäftigte sich speziell mit älteren Migrant*innen. Seitdem wurden die 17 Leitlinien zu vier großen Leitlinien zusammengefasst. Die Anliegen älterer Migrant*innen sollen jetzt in allen Bereichen der vier Leitlinien mitgedacht werden. In der Realität passiert das aber oft nicht. Ein Grund ist, dass nur wenige Senior*innen mit Migrationsgeschichte an den Seniorenmitwirkungsgremien teilhaben.
Ein weiteres Problem ist, dass das bisherige Kompetenzzentrum Interkulturelle Öffnung der Altenhilfe (kom-zen), das die Interessen älterer Migrant*innen im Landesseniorenbeirat vertrat, nicht mehr existiert. Stattdessen wird derzeit die neue Fachstelle Migration, Pflege und Alter (FaMiPA) aufgebaut – ein wichtiger, aber noch andauernder Prozess. Die große Herausforderung dabei ist, dass in dieser Übergangsphase die Anliegen älterer Migrant*innen in der Berliner Seniorenpolitik noch weniger Beachtung finden.
Beteiligung und Engagement bei GePGeMi als eine Möglichkeit

Trotz dieser Herausforderungen gibt es Möglichkeiten, sich zu engagieren. Bei GePGeMi e.V. treffen sich Senior*innen in der Senior*innen-Studiengruppe und am Runden Tisch. Dort sammeln sie ihre Anliegen und sprechen regelmäßig mit Politiker*innen und Fachleuten.
Die Veranstaltung zeigte: Es gibt noch Lücken in der Berliner Seniorenpolitik, wenn es um ältere Migrant*innen geht. Doch durch die aktive Beteiligung von Senior*innen mit Migrationsgeschichte können diese Lücken geschlossen werden.
Veränderungen sind möglich – aber nur, wenn sich viele Menschen beteiligen!
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